Stolpersteine in Öhringen
Schon viele Städte in Deutschland und im europäischen Ausland gedenken mit den Stolpersteinen der jüdischen Mitbürger, die während der NS-Herschaft geschunden, gequält, deportiert und meist ermordet wurden.
2011 entschloss sich auch die Stadt Öhringen zu dieser Form des Gedenkens – unsere Schule war an dieser Aktion und den folgenden beteiligt.
Die ersten Stolpersteine in Öhringen erinnerten unter anderem an den Arzt Dr. Merzbacher, der mit seiner Frau zusammen deportiert wurde, während er seine Kinder noch rechtzeitig in die Schweiz schicken konnte. Der Sohn – mittlerweile ein älterer Herr – kam nach Öhringen und gedachte in einer Ansprache seiner Eltern. Das war für alle Zuhörer und ganz besonders für unsere Schüler ein bewegender Augenblick. Nicht Hass und Ablehnung sprachen aus den Worten von Werner Merzbacher, sondern vielmehr der Appell, achtsam mit den Menschen umzugehen und auch nach den grausamen Erfahrungen, die er machen musste, wieder die Hand zur Versöhnung auszustrecken.
Das ist ein erwünschter Lerneffekt, den kein Geschichtsunterricht so lebendig vermitteln kann. Unsere Schüler haben sich bei der ersten Stolpersteinverlegung mit ihrem Plakat „Gegen das Vergessen“ und ihren Worten Anerkennung und Achtung geholt. Es ist ihnen gelungen, die Erinnerungsstunde ins Hier und Heute zu übertragen und so die Wichtigkeit einer humanen Sicht- und Handlungsweise für sich selbst und alle Zuhörer in den Mittelpunkt zu rücken.
Ein Jahr später – 2012 – rückte die Klasse 9c mit Putzmitteln und Lappen an, um die Patina von den Stolpersteinen zu entfernen, die 2011 verlegt worden waren. Dabei wurde das Schicksal und die Biographie der Menschen, für deren Gedächtnis die Stolpersteine verlegt worden waren, erneut lebendig. Wie nah die Situation den jungen Leuten gekommen waren, zeigt die Äußerung eines 15jährigen Schülers: „Der Junge war so alt wie meine Schwester!“ Ihm wurde schlagartig bewusst, welches Leid die Grausamkeit der NS-Zeit in die Familien getragen hatte.
Im November 2013, 75 Jahre nach der Reichsprogrom-Nacht, erinnerte die Stadt Öhringen erneut an das Schicksal der jüdischen Menschen – wieder wurden Stolpersteine verlegt. Wieder wirkte die Realschule Öhringen mit, diesmal die Klasse 10c, die ein Jahr zuvor die Stolpersteine gepflegt und geputzt hatte.
Die Schüler hatten sich im Vorfeld über das Schicksal der Menschen informiert, an die in der Zukunft ein Stolperstein erinnnern sollte. Sie erinnerten bei der Verlegung mit kurzen Worten an die Ermordeten und umrahmten die Gedenkfeier auch musikalisch.
Die „Aktion Stolpersteine“ hat nun schon drei Jahre hintereinander den Geschichtsunterricht in der 9. bzw. 10. Klasse lebendig werden lassen und sehr genau die Absicht des Künstlers G. Demnig („Vater“ der Stolpersteine gelehrt: sich vor den Opfern zu verneigen!